Wie ich wurde, wer ich bin
Meine Ausbildung im Einzelhandel und die darauffolgende Karriere, zuletzt als Filialleiterin, haben nach fünf Berufsjahren zu einem saftigen körperlichen und psychischen Zusammenbruch geführt. Mitte der 90er-Jahre war der Begriff ›Burnout‹ noch nicht so populär wie heute. Damals lautete die ärztliche Diagnose: Funktionelle Herzbeschwerden und Angststörung. Mir war das einfach nur peinlich. Hatte ich versagt? Es schien, als würde ich die Kontrolle verlieren, und meine mir bekannte Welt aus den Fugen zu geraten. Ich suchte mir professionelle Hilfe. Eine Verhaltenstherapie unterstützte mich in meinem Wunsch, mich selbst besser zu verstehen und tatsächlich konnte ich nicht nur meine grässlichen Symptome besser verstehen – sie wurden spürbar, wenn auch langsam, besser. Ich wusste, dass ich etwas verändern muss und beschäftigte mich intensiv mit Entscheidungen für meine Zukunft. Genau an diesem Punkt ergriff ich die Chance, mich ins Studienfach Psychologie einzuschreiben.
Meine Angst- und Panikattacken verschwanden zwar noach lange nicht, doch während meiner Studienzeit bekam ich viele neue Perspektiven geschenkt. Fast wäre aus mir sogar eine psychologische Psychotherapeutin (mit Kassenzulassung) geworden, doch es kam anders …
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Wieder hat mir das Leben ein attraktives Angebot gemacht: Ein Arbeitspsychologe, für den ich als Studentin gejobbt hatte, bot mir – am Tag der Abgabe meiner Diplomarbeit – eine Kooperation an. Nach einer unruhigen Nacht sagte ich zu. Gemeinsam bauten wir eine Organisations- und Personalentwicklung auf, die sehr erfolgreich werden sollte. Es folgte eine unglaublich spannende Zeit, die mit meiner Ausbildung zum Systemischen Coach begann. Einige Jahre durfte ich als Coach und Trainerin durch exklusive
Hotellandschaften reisen, tolle Menschen kennenlernen und mich in viele ›weiche‹ Themen einarbeiten. Mein Schwerpunkt wurde die Zusammenarbeit mit Führungskräften. Ich selbst war als Geschäftsführerin in der gleichen Rolle und konnte so, mit wachsendem psychologischen Background, mein Wissen und meinen Erfahrungsschatz direkt in der Praxis anwenden. Diese Arbeit habe ich als unglaublich bereichernd erlebt. Gleichzeitig forderten die vielen Reisen, Vor- und Nachbereitungen sowie das quirlige Tagesgeschäft in unserer Firma bald ihren Tribut. Ich war erschöpft. Inzwischen schlauer als beim ersten Mal, kreierte ich mir mutig einen neuen Weg.
Im Jahr 2000 begann ich mit dem Üben von Yoga. Meine Matte war stets im Reisegepäck und im Hotelzimmer rollte ich sie aus. Ich tauchte in eine völlig neue Welt ein. Zutiefst kopfgesteuert und von sämtlichen Antreibern zur Höchstleistung animiert, nahm ich fasziniert und zum ersten Mal in dieser Intensität den Körper als Körper wahr. Es begann eine leidenschaftliche Liebesbeziehung mit dem Atem, die mich lehrte, dass es eine andere Form von ›Sein‹ gibt als die, die ich bis dato kannte.
Beeindruckt von den positiven Veränderungen, die ich an mir wahrnahm: Rückenschmerzen verschwanden, ich schlief besser und wurde insgesamt ausgeglichener, entschied ich mich für eine Ausbildung zur Yogalehrerin. In der folgenden Zeit baute ich meine ganz persönlichen Brücke von der Psychologie zur Achtsamkeit.
Je tiefer ich mit meinen echten Wünschen in Berührung kam, desto klarer wurde mir, dass mir besonders die Menschen am Herzen liegen, die aktiv ihren Weg zur Potenzialentfaltung suchen. Diese zu begleiten und in ihren Ressourcen zu stärken wurde und ist bis heute meine berufliche Erfüllung. Im Laufe der Zeit entwickelte ich viele kreative neue Konzepte, wie Seminare zur Stressbewältigung durch Achtsamkeit, Biographieforschung oder Selbstführung.
Seit 2016 führe ich meine Praxis in einem Einfamilienhaus mit großem Garten, in ruhiger Lage, was für mich die Erfüllung eines Traums ist. Täglich darf ich KlientInnen dabei unterstützen, ihre Themen zu betrachten und langfristig tragende Lösungen zu entwickeln.
Mein Lebensweg, meine Ausbildung zur Lehrerin für Achtsamkeit, Erfahrungen als Führungskräfte-Coach und mein Gespür für Menschen bilden heute die Grundlage meiner Arbeit, an der ich jeden Tag aufs Neue Freude habe.